Gesundheitsbegleiterinnen v.l.n.r.: Petra Pfisterer, Dorothee Briechle und Nathalie Dannenmann.

Das Projekt, das in unserer Region unter Federführung des Göppinger Christophsbads (regionale Leitung: Prof. Dr. Walter Hewer) durchgeführt wird, richtet sich primär an PatientInnen, die sich in ambulanter psychiatrischer Behandlung entweder in einer Institutsambulanz oder in Facharztpraxen befinden. Es werden Patientinnen in vier Regionen in Deutschland einbezogen. Eine davon befindet sich in Baden-Württemberg mit den Kreisen Göppingen, Ulm und Alb-Donau.

Eine Registerstudie unter Beteiligung unseres Klinikums, veröffentlicht im Deutschen Ärzteblatt, Heft 23-24 aus dem Jahr 2019, ergab in einer großen deutschen Stichprobe, dass Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen wie Borderline-Persönlichkeitsstörung, psychotischen und bipolaren Störungen sowie schwerer unipolarer Depression im Mittel fünf bis acht Jahre früher versterben als der Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung.

Es ist davon auszugehen, dass die Übersterblichkeit überwiegend auf körperliche Ursachen zurückzuführen ist. Dazu zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und seltener auch unerwünschte Wirkungen oder Wechselwirkungen von Medikamenten, die zu den bereits bestehenden Symptomen der psychischen Erkrankungen wie etwa Antriebsverlust und emotionale Instabilität hinzukommen können.

Hier setzt das 2021 gestartete PSY-KOMO-Projekt (–>weitere Infos siehe Website) an, denn die Verbesserungspotenziale sind groß. Die Betroffenen sollen bei individuellen Gesundheitszielen unterstützt werden. Dazu gehören beispielsweise gesunde Ernährung, Reduzierung von Übergewicht, Raucherentwöhnung, Bewegung, Stressreduktion und die Unterstützung bei der Therapie bestehender Erkrankungen.

Das PSY-KOMO-Projekt wird durch medizinische Fachangestellte und Pflegekräfte, sogenannte Gesundheitsbegleiterinnen maßgeblich mitgeprägt. Nathalie Dannenmann, Dorothee Briechle und Petra Pfisterer kümmern sich um die Gesundheitsförderung von PatientInnen und vermitteln bei Kursen oder unterstützen bei der Kommunikation mit Krankenkassen. Sie helfen allerdings nur, wenn Betroffene das auch möchten. Es handele sich um ein Angebot, so Prof. Hewer. Niemand solle bemuttert oder bevormundet, sondern nur so viel wie nötig unterstützt werden – auch hinsichtlich der angestrebten Ziele. Hilfe bei der Vereinbarung von Arztterminen oder bei Behördengängen gehören zum Angebot. Gesundheitsbegleiterin Frau Dannenmann sagt, dass PatientInnen oft keinen niedergelassenen Arzt und nicht selten Ängste vor Arztbesuchen hätten. Hier begleite und unterstütze man.

Mit den Teilnehmenden wird in einem Erstgespräch und anhand einer Checkliste der Bedarf abgeklärt. Das Wichtigste sei, Vertrauen aufzubauen, so Dannenmann. Die Gesundheitsbegleiterinnen bieten auch offene Bewegungsrunden im Park des Christophsbads an, da bei häufig bestehender körperlicher Inaktivität die ersten Schritte schwerfallen können. Im gemeindepsychiatrischen Zentrum in Ehingen gibt es zudem die Bewegungsgruppe „Haltung-Balance-Kraft“, die Frau Briechle betreut.