Spezialsprechstunden Hirnstimulation

Bei schweren, therapieresistenten Verläufen einiger Erkrankungen können Hirnstimulationen helfen. In unserer Sprechstunde möchten wir ein Angebot an Patienten machen, für deren Behandlung Hirnstimulationsverfahren nach aktuellen Leitlinien und wissenschaftlichen Evidenzen in Betracht kommen.

Über die Sprechstunde

Die Sprechstunde umfasst die Erstvorstellung und Beratung über eine eventuell gegebene Indikation für eine Hirnstimulationstherapie. Nachfolgend erfolgt die Anwendung des Verfahrens mit stationärer Aufnahme oder in unserer Tagesklinik.

Ebenso sind wir gerne für die Nachsorge der Patienten da, welche im weiteren Verlauf der ambulanten Behandlung überwacht oder kontrolliert werden müssen. Insbesondere werden folgende Hirnstimulationsverfahren in unserem Klinikum angeboten:

Die Elektrokonvulsionstherapie wird seit Jahrzehnten sehr effektiv und sicher in unserem Klinikum angeboten und durchgeführt. Speziell bei Patienten mit schweren Depressionen, welche nach Behandlungen mit Psychopharmaka und/ oder Psychotherapie keine hinreichende Besserung zeigten, kommt die EKT in Betracht und kann dabei in über 50 Prozent der Fälle zu einer signifikanten Verbesserung im Sinne eines Behandlungserfolgs führen.

Die EKT wird in unserer Klinik außerdem bei schweren Verläufen einer bipolaren Erkrankung (manisch-depressiven Erkrankung) sowie bei schweren, therapieresistenten Verläufen einer schizophrenen Erkrankung angeboten und erfolgreich angewandt. In den vergangenen Jahren hatten wir über 1000 EKT-Anwendungen pro Jahr in unserem Klinikum – ohne nennenswerte oder gar schwerwiegende Zwischenfälle oder Nebenwirkungen. Unter anderem wird die EKT als eine Behandlungsmöglichkeit von der „Deutschen DepressionsLiga e.V.“ empfohlen, ebenso von der „Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)“, dessen Referat „Klinisch angewandte Stimulationsverfahren in der Psychiatrie“ eine ausführliche Broschüre zu diesem Thema herausgebracht hat.

Die Broschüre “Elektrokonvulsionstherapie (EKT) in 24 Fragen “ zum Download

Graphische Darstellung elektronischer Frequenzen

Die Vagusnervstimulation wird zur Behandlung eines Anfallsleidens (Epilepsie) und in den vergangenen Jahren auch immer häufiger zur Behandlung von schweren Depressionen eingesetzt. Es handelt sich dabei um eine wohldosierte, kontinuierliche elektrische Reizung des Vagusnervs im Bereich des Halses. In aller Regel wird den Patienten diese Behandlungsmöglichkeit nicht am Anfang der Therapie, sondern im weiteren Verlauf angeboten – meistens erst, wenn andere Verfahren zu keiner hinreichenden Besserung geführt haben. Nach einem kurzen chirurgischen Eingriff wird ein programmierbarer Stimulator (Pulsgenerator) in eine Tasche in der linken Halshälfte eingelegt, sodass der Vagusnerv kontinuierlich stimuliert werden kann. Im Rahmen vielfältiger wissenschaftlicher Untersuchungen konnte belegt werden, dass eine VNS mittelfristig, über einige Monate hinweg, zu einer deutlichen Reduktion der Häufigkeit und Dauer von depressiven Phasen bei einer chronisch-depressiven Störung führt. In unserer Sprechstunde findet auch eine kontinuierliche Nachsorge mit entsprechenden Kontrollen und gegebenenfalls Umstellungen der Stimulationsparameter statt. Die VNS erfolgt mit einer parallel laufenden Psychopharmaka- und Psychotherapie, die im Sinne eines multimodalen Therapieansatzes mit der VNS gut kombinierbar sind.

Grafik eines Pulsgenerators am Vagusnerv befestigt Grafik eines Pulsgenerators am Vagusnerv befestigt

Bei der Transkraniellen Gleichstromstimulation handelt es sich um eine relativ neuartige, nicht-invasive und sehr gut verträgliche Methode zur Behandlung von insbesondere leichten bis mittelschweren Depressionen. Bei dieser Methode wird ein schwacher Gleichstrom durch zwei positionierte Elektroden am Kopf durch den Schädelknochen hindurch auf das Gehirn appliziert. Dieser Strom wirkt entweder hemmend oder erregend auf die kortikale Aktivität im Gehirn, abhängig von Stärke, Dauer und Polarität der Elektroden. Durch den applizierten Strom kommt es zu einer gewissen Veränderung der Stimulierbarkeit des Gehirns und der Informationsweiterleitung. Die bisherigen Studienergebnisse belegen einen deutlichen Zusatznutzen insbesondere bei depressiven Zustandsbildern leichter bis mittelschwerer Ausprägung oder bei Patienten, die nicht gut auf Medikamente ansprechen oder keine Psychopharmaka-Therapie wünschen. In unserem Klinikum integrieren wir die tDCS in unser Gesamtbehandlungsangebot und bieten diese Maßnahme frühzeitig an. Im Rahmen der Sprechstunde erfolgt die Aufklärung sowie die Indikationsstellung für diese Anwendung.

Grafische Darstellung der stimulierten Hirnbereiche

Unsere Sprechstunde ist sowohl für Patienten offen, die sich selbst bei uns vorstellen möchten, als auch für diejenigen, die durch ihren Hausarzt, einen fachärztlichen Kollegen oder einen niedergelassenen, behandelnden Nervenarzt vorgestellt werden. Ziel ist es, auf eine mögliche Hirnstimulationstherapie hin zu untersuchen.

Die Behandlung in unserer Sprechstunde erfolgt durch erfahrene Oberärzte der Klinik, die sich seit langem mit den Hirnstimulationsverfahren, insbesondere der EKT, beschäftigen und diese anwenden.

Im Bedarfsfall arbeiten wir auch mit den kooperierenden und benachbarten Universitätszentren zusammen, vorrangig mit den psychiatrischen Unikliniken in Tübingen und Ulm, sodass einzelne Patienten bei Bedarf auch dort vorgestellt und zur Behandlung überführt werden können. Dies gilt insbesondere für die Transkranielle Magnetstimulation (tMS), welche wir noch nicht in unserem Klinikum anbieten. Eine Weiterleitung ist jedoch jederzeit möglich.

Unsere Sprechstunde findet donnerstags von 14:00 – 15:30 Uhr in Gebäude 5 statt.

Die Patienten können sich auf Anraten ihres niedergelassenen Facharztes oder ihres Hausarztes nach telefonischer Terminvereinbarung in unserer Sprechstunde vorstellen. Zum ersten Termin werden die Krankenkasse-Versichertenkarte und ein Überweisungsschein vom Hausarzt benötigt.

Kontaktdaten

Psychiatrische Institutsambulanz (PIA)
Tel.: +49 (0) 7161 601-9234
Fax: +49 (0) 7161 601-9205
E-Mail:

Erreichbarkeit: Mo. – Fr. 08:00 – 16:30 Uhr